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Bewerbung clever gedacht: ATS-tauglich und kreativ: mit zwei Lebensläufen zum Ziel
Du hast die Stellenanzeige gründlich gelesen, deinen Lebenslauf angepasst, deine Erfahrung gut formuliert und trotzdem bleibt die Rückmeldung aus. Kein Anruf, keine Einladung, manchmal nicht mal eine automatisierte Absage nach Wochen des Wartens.
Das frustriert, vor allem, wenn es nicht nur einmal passiert. Und es kann Zweifel bei dir säen: War ich nicht gut genug? Passe ich vielleicht doch nicht? Habe ich etwas übersehen?
In vielen Fällen liegt es aber gar nicht an dir, sondern am System. Genauer gesagt: am Bewerbermanagementsystem, kurz ATS (Applicant Tracking System). Diese Software entscheidet in vielen Unternehmen, welche Lebensläufe überhaupt weitergeleitet werden und welche im digitalen Niemandsland verschwinden.
Wenn dein Lebenslauf für Menschen geschrieben ist, aber nicht für Maschinen funktioniert, hast du ein Problem, bevor du überhaupt ins Spiel kommst. Und wenn er nur für Maschinen geschrieben ist, fehlt oft das, was dich wirklich ausmacht.
Deshalb brauchst du beides: einen klar strukturierten ATS-Lebenslauf und eine kreative Variante, die deine Persönlichkeit auf dem Punkt bringt.
Denn du wirst nicht durch aalglattes Abarbeiten sichtbar, sondern durch das, was du zeigst: deinen Weg, deine Stärken, deine Individualität. Und Bilder oder ungewöhnliche Formate können dabei helfen, genau diese Botschaft zu transportieren.
Zwei Formate, zwei Chancen: Warum ein ATS-Lebenslauf nicht reicht
Wenn du dich heute bewirbst, liest meist nicht sofort ein Mensch deinen Lebenslauf. Stattdessen sortiert eine Bewerbungssoftware deine Unterlagen nach Kriterien, die wenig mit Persönlichkeit, aber viel mit Keywords, Format und Technik zu tun haben.
Der Haken: Ein Lebenslauf, der grafisch schön aussieht, wird von vielen dieser Systeme nicht korrekt gelesen. Informationen fehlen, werden falsch zugeordnet oder gar nicht erkannt.
Besonders problematisch sind:
- Tabellen, Spalten oder verschachtelte Layouts
- Textfelder und Elemente in Kopf- oder Fußzeilen
- ausgefallene oder verschnörkelte Schriftarten
- Dateiformate, die nicht klar strukturiert sind
- Inhalte in Großbuchstaben oder mit übermäßigem Zeichenabstand
Viele Systeme erwarten einen standardisierten Aufbau. Sobald du davon abweichst, wird es für die Software schwierig. Ein hübsch gestalteter Lebenslauf mit Tabellen, Textboxen oder ungewöhnlichen Schriftarten wirkt für Menschen ansprechend: für Maschinen aber oft wie ein wirres Puzzle.
Das Ergebnis: Deine Erfahrung und Qualifikationen stehen zwar schwarz auf weiß im Dokument, aber das System kann sie nicht richtig erfassen oder übersieht sie komplett.
Selbst wenn du perfekt zur Stelle passt, kann es sein, dass dich niemand sieht, weil dein Lebenslauf nicht „technisch lesbar“ war.
Aber du willst ja nicht nur das System passieren, du willst auch im Gedächtnis bleiben.
Genau deshalb lohnt es sich, mit zwei Versionen deines Lebenslaufs zu arbeiten.
Die eine ist funktional: sachlich, klar und so aufgebaut, dass sie von Bewerbungssoftware problemlos gelesen wird.
Die andere ist außergewöhnlich und bringt deine Persönlichkeit ins Spiel. Sie eignet sich ideal für den Nachklapp nach einem Gespräch, als Ergänzung zu deiner Online-Bewerbung oder fürs Netzwerken.
Beide haben ihren eigenen Platz. Und beide wirken auf ihre Weise.
Der funktionale ATS-Lebenslauf: dein Eintrittsticket ins System
Du brauchst keine Designpreise gewinnen, du musst durch den Filter.
Der funktionale Lebenslauf ist sachlich, klar und vor allem technisch lesbar. Er sorgt dafür, dass deine Bewerbung im System ankommt.
Was du dabei beachten solltest: von Dateiformat bis Keyword-Strategie sowie der passende ChatGPT Prompt erkläre ich ausführlich in meinem Artikel für das INQUA-Institut.
ATS-Lebenslauf: So machst du deine Expertise sichtbar
Wenn du unsicher bist, wie dein Lebenslauf von einem System gelesen wird, kannst du mit einem anonymisierten CV diesen über ChatGPT auf die ATS-Tauglichkeit analysieren lassen. Wichtig dabei: Vertrauliche Daten vorher immer entfernen.
Der funktionale Lebenslauf ist dein Pflichtteil und die Basis, auf der du aufbauen kannst.
Der kreative CV: Zeig, was dich wirklich ausmacht
Der funktionale Lebenslauf bringt dich ins System, der kreative zeigt, wer du bist.
Denn so nüchtern der Bewerbungsprozess oft beginnt, am Ende sind es Menschen, die entscheiden. Und Menschen erinnern sich an Geschichten, an Bilder, an das, was hängen bleibt.
Studien aus der Lernpsychologie[1] zeigen: Rund 65 % der Menschen bevorzugen visuelle Reize, wenn sie Informationen aufnehmen oder sich etwas merken möchten. Warum also nicht genau das nutzen?
Der kreative CV bietet dir genau diesen Raum: Du kannst deine berufliche Entwicklung visuell erzählen, persönliche Stärken greifbar machen und dich abheben, ohne laut zu werden oder dich künstlich auszublasen.
Der individuell gestaltete Lebenslauf eignet sich besonders gut für:
- Netzwerkkontakte, die dich im Gedächtnis behalten sollen
- Nachfassaktionen nach einem informellen Gespräch
- Initiativbewerbungen außerhalb starrer Online-Formulare (noch per E-Mail versenden)
- Messen, Besuche bei Events der Wirtschaftsförderung oder persönliche Gespräche
Vielleicht fragst du dich, wie so ein kreativer Lebenslauf konkret aussehen könnte.
Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Inka Lippert – Sketch Your Success hat mir in ihrem Onlinekurs gezeigt, wie aus einem klassischen CV eine visuelle Sketchnote werden kann, die unverwechselbar und authentisch ist. Eine tolle Sketchnote-Version meines Lebenslaufs.
Die Rückmeldungen waren eindeutig: „So einen Lebenslauf habe ich noch nie gesehen.“ Und genau darum geht es: Wahrgenommen werden mit Ecken und Kanten, denn dann leuchtet der Diamant. Gerade bei einer beruflichen Neuausrichtung kann das ein entscheidender Schritt sein.
Visuelle Elemente schaffen Verbindung. Sie helfen, dass deine Botschaft dort ankommt, wo sie wirken soll: im Kopf und bei deiner Gesprächsperson.
[1] Diese oft zitierte Zahl stammt aus lernpsychologischen Ansätzen wie dem VARK-Modell nach Neil D. Fleming. https://visualteachingalliance.com (Abruf: Juli 2025).
Sichtbar bleiben mit System
Der kreative Lebenslauf entfaltet seine volle Wirkung nicht nur im Vorstellungsgespräch oder bei einer Bewerbung per E-Mail, sondern gerade im Nachgang an ein gutes Gespräch.
Zum Beispiel nach einem Informationsgespräch, wie es in der Methode Life/Work Planning (LWP) empfohlen wird.
Life/Work Planning wurde in den späten 1960er Jahren von Richard N. Bolles entwickelt, einem amerikanischen Karriereberater und Autor des Bestsellers „What Color Is Your Parachute?“. Die Methode ist inzwischen weltweit verbreitet und wird auch im deutschsprachigen Raum erfolgreich eingesetzt. Gerade dann, wenn Menschen nicht auf Stellenanzeigen warten wollen, sondern sich aktiv ein realistisches Bild eines Berufsfeldes machen wollen.
Im Zentrum steht der persönliche Kontakt zu Menschen, die bereits in einem bestimmten Bereich arbeiten. Diese Gespräche dauern meist nicht länger als sieben Minuten und folgen einem klaren, wertschätzenden Ablauf.
Die vier typischen Fragen lauten:
- Wie sind Sie in die xy-Branche gekommen?
- Was gefällt Ihnen gut an der Arbeit in der XY-Branche?
- Was gefällt Ihnen weniger gut?
- Kennen Sie noch zwei oder drei andere Menschen, die genauso nett sind wie Sie und mir diese Fragen auch beantworten würden?
(Ich möchte mir ein gutes Bild der Branche machen und mit mindestens acht Personen sprechen.)
Diese Gespräche zielen nicht auf einen Job ab, sondern auf Erkenntnis, Orientierung für die eigene Entscheidung und Netzwerk in der Zielbranche. Du öffnest damit den Zugang zum verdeckten Arbeitsmarkt und lernst die Branche aus gelebter Erfahrung von echten Menschen herauskennen.
Gerade weil diese Gespräche oft kurz und auf den Punkt sind, lohnt sich ein verbindlicher Nachklapp. Und genau hier kommt dein kreativer Lebenslauf ins Spiel.
Fazit: Zwei Lebensläufe: eine klare Botschaft
Ob du dich auf eine Stelle bewirbst, ein Netzwerkgespräch à la Life/Work Planning führst oder über den verdeckten Arbeitsmarkt Kontakte aufbaust, es lohnt sich, vorbereitet bei der Jobsuche und beruflichen Neuorientierung zu sein: technisch und menschlich.
Der funktionale Lebenslauf bringt dich durch das System. Der kreative CV bringt dich ins Gespräch und lässt dich in Erinnerung bleiben. Ein wichtiger Move, wenn du deine berufliche Veränderung planen willst.
Du musst dich nicht entscheiden, welche Version „richtiger“ ist.
Denn beides gehört dazu: Klarheit im Format und dein persönlicher Ausdruck in der Gestaltung.
Wenn du dich zeigst mit dem, was dich wirklich ausmacht, wirst du sichtbarer für Systeme, und vor allem für Personaler*innen und Recruiter*innen.
Du möchtest deinen Lebenslauf ATS freundlich überarbeiten und so deine Bewerbung optimieren oder gezielt die nächsten Schritte planen?
In meinem Coachingangebot für die Jobsuche und berufliche Neuausrichtung unterstütze ich dich dabei, deinen Lebenslauf zu analysieren, deine Stärken herauszuarbeiten und mit deiner Bewerbung den Unterschied zu machen.
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