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Warum die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch entscheidend ist
Steht bei dir ein Vorstellungsgespräch an und du spürst den Druck, nicht nur deine Fachkenntnisse, sondern auch deine Persönlichkeit überzeugend zu zeigen? Keine Bange – es gibt effektive Methoden, um dich optimal vorzubereiten.
Jeder Mensch hat einen individuellen Stil – ob teamorientiert, spontan, strukturiert oder sachlich-distanzorientiert – der im Bewerbungsprozess einen großen Unterschied macht. Doch wie findest du heraus, welcher Bewerbungstyp du bist?
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, wie du mit dem Riemann-Thomann-Test deinen persönlichen Stil besser verstehen kannst.
So kannst du deine Stärken klar kommunizieren und authentisch sowie selbstbewusst im Vorstellungsgespräch überzeugen.
Das Beste daran? Du kannst den Test auch nutzen, um dein Gegenüber besser einzuschätzen und herauszufinden, ob das Team und die Unternehmenskultur wirklich zu dir passen. Schließlich sollst du dich an deinem neuen Arbeitsplatz langfristig wohlfühlen.
Warum deine Persönlichkeit den Unterschied macht
Ein Vorstellungsgespräch bietet dir die Chance, nicht nur deine Qualifikationen und Erfahrungen zu präsentieren, sondern auch deine Persönlichkeit und das, was dich ausmacht ins Spiel zu bringen. Arbeitgeber suchen nach Menschen, die fachlich kompetent sind (möglichst kurze Einarbeitung) und gut ins Team sowie zur Unternehmenskultur passen.
Stell dir vor, du sitzt im Gespräch und merkst, dass die Chemie nicht stimmt. Oft liegt das daran, dass die persönlichen Kommunikations- und Arbeitsstile nicht harmonieren. Genauso wie du spürst, ob die Atmosphäre zu dir passt, entscheiden auch Arbeitgeber (un-)bewusst, ob sie dich im Team sehen können.
Es geht also nicht nur darum, wer du bist, sondern auch darum, wie du dich zeigst und ob dein Stil zu den Erwartungen des Unternehmens passt. Persönlichkeit ist der Schlüssel, um nicht nur den Job zu bekommen, sondern auch in der neuen Rolle erfolgreich und zufrieden zu sein.
Das Riemann-Thomann-Kreuz hilft dir dabei, deinen Stil besser zu verstehen und gleichzeitig dein Gegenüber im Gespräch einzuschätzen. So bist du bestens vorbereitet, um den perfekten Job für dich zu finden.
Infobox: Das Riemann-Thomann-Modell
Das Modell basiert auf den Theorien des Psychoanalytikers und Psychologen Fritz Riemann (Grundformen der Angst) und wurde vom Psychologen Christoph Thomann weiterentwickelt. Es beschreibt grundlegende psychologische Bedürfnisse und Verhaltensweisen in der Kommunikation.
Die vier Dimensionen:
- Nähe – Bedürfnis nach Verbundenheit und emotionaler Wärme
- Distanz – Wunsch nach Autonomie und Sachlichkeit
- Dauer – Streben nach Stabilität und Verlässlichkeit
- Wechsel – Offenheit für Veränderung und Flexibilität
Das Modell hilft dabei, eigene Kommunikationsmuster besser zu verstehen und sich gezielt auf verschiedene Gesprächspartner einzustellen. Besonders im Vorstellungsgespräch kann dieses Wissen unterstützen, authentisch aufzutreten.
Das Riemann-Thomann-Kreuz: Dein Werkzeug zur Selbsteinschätzung
Das Riemann-Thomann-Kreuz dient dir zu Selbstreflexion. Es zeigt auf, welche grundlegenden Tendenzen Menschen in ihrem Verhalten und Denken prägen. Die vier Dimensionen – Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel – verdeutlichen unterschiedliche Herangehensweisen im Umgang mit anderen, Entscheidungen und Veränderungen. Sie beeinflussen nicht nur den persönlichen Stil, sondern auch, wie man in Gesprächen wahrgenommen wird – besonders in Situationen wie einem Vorstellungsgespräch.
Die vier Dimensionen erklärt
Nähe: Wenn dir Nähe wichtig ist, liegt dir der zwischenmenschliche Kontakt am Herzen. Du fühlst dich wohl, wenn du dich in Gesprächen auf dein Gegenüber einlassen kannst und eine gute Verbindung spürst. Beispielsweise fragst du wirklich, wie das Wochenende war, oder merkst dir Informationen über deine Kollegen, wie Geburtstage oder persönliche Interessen.
Typisch für das Vorstellungsgespräch: Du sprichst gerne über Teamarbeit, Wertschätzung und ein positives Miteinander.
Distanz: Menschen mit einer hohen Ausprägung in Distanz schätzen sachliche und objektive Gespräche. Sie möchten eigenständig arbeiten. Dies zeigt sich oft in ihrer Kommunikation: Sie bevorzugen es beispielsweise, eine Geburtstagskarte oder E-Mail zu schreiben, anstatt direkt Kontakt zu suchen. Ebenso behalten sie sich meist einen professionellen Abstand vor (nicht zu viele private Details) und meiden Smalltalk, der nicht zum Thema beiträgt.
Typisch im Bewerbungsgespräch: Du betonst deine Selbstständigkeit und deine analytischen Fähigkeiten.
Dauer: Stabilität und Verlässlichkeit stehen für dich an erster Stelle. Du fühlst dich sicher, wenn Ziele langfristig und nachhaltig verfolgt werden. Du erstellst Checklisten, planst Aufgaben vorausschauend und schreibst E-Mails mit klaren Terminvereinbarungen und ausreichend Vorlaufzeit. Dadurch behältst du den Überblick und sorgst für Struktur.
Typisch für das Kennenlerngespräch: Du zeigst, wie du Beständigkeit und Zuverlässigkeit in deine Arbeit einbringst.
Wechsel: Wenn du die Wechsel-Dimension lebst und genießt, bist du spontan, flexibel und liebst neue Herausforderungen. Veränderung ist für dich eher Antrieb als Belastung. Du greifst gerne neue Ideen auf, arbeitest an wechselnden Projekten und bist bereit, Aufgaben kurzfristig zu priorisieren oder zu ändern. Auch in hektischen Situationen bewahrst du Ruhe und findest kreative Wege, um Probleme zu lösen.
Typisch für das Vorstellungsgespräch: Du sprichst gerne über deine Anpassungsfähigkeit und wie du kreative Lösungen findest.
So verstehst du deinen Bewerbungstyp
Test machen und Ergebnisse interpretieren
Um herauszufinden, welche dieser Dimensionen bei dir besonders stark ausgeprägt sind, kannst du den Test hier machen.
Deine Ergebnisse zeigen dir, wie du deine Stärken im Gespräch gezielt einsetzen kannst.
Ein Beispiel: Wenn bei dir Nähe und Dauer stark sind, könntest du dich im Vorstellungsgespräch besonders auf deine Teamorientierung und Zuverlässigkeit konzentrieren. Ist Wechsel deine Stärke, punktest du mit Flexibilität und Innovation. Das heißt aber auch, dass du ein Umfeld brauchst, wo das gefragt ist, z.B. im Changemanagement oder in Digitalisierungsteams.
Praxis-Tipps für verschiedene Persönlichkeitstypen
Mach dir bewusst, dass jede Dimension ihre Stärken hat. Egal, ob du eher eine strukturierend Denkende-Person bist oder spontan auf neue Situationen reagierst – das Wichtigste ist, dass du authentisch bleibst. Mit deinem Ergebnis aus dem Test kannst du dich optimal auf das nächste Gespräch vorbereiten.

Vorstellungsgespräch: Wie du deine Gesprächspartner besser einschätzt
Hinweise auf die Persönlichkeitsvorlieben deines Gegenübers
Im Bewerbungsgespräch geht es nicht nur darum, dass du dich überzeugend zeigst – es ist genauso wichtig, dein Gegenüber einzuschätzen. Schließlich möchtest du nicht nur den Job bekommen, sondern auch sicher sein, dass das Team, die Unternehmenskultur und der Führungsstil zu dir passen. Hier kommt das Riemann-Thomann-Kreuz wieder ins Spiel: Es hilft dir, schon während des Gesprächs subtile Hinweise auf die Persönlichkeit und den Stil deines Gesprächspartners zu erkennen.
Dimensionen im Gespräch erkennen
Nähe: Dein Gesprächspartner spricht viel über Teamarbeit, gemeinsame Erfolge und ein kooperatives Miteinander. Er betont, wie wichtig Projektarbeit und gegenseitige Unterstützung sind.
So reagierst du: Teile mit, wie du dich und deine Expertise ins Team einbringen willst und auf zwischenmenschliche Beziehungen Wert legst.
Distanz: Der Fokus liegt stark auf sachlichen Themen, klaren Strukturen und objektiven Anforderungen. Dein Gesprächspartner bleibt eher formell, hält sich an die Stellenausschreibung und nimmt auch immer wieder Bezug dazu.
So reagierst du: Zeige, dass du eigenständig und organisiert arbeiten kannst (Wie priorisiertst du z.B. deine Aufgaben und To-Dos? – Eisenhower-Prinzip) und bringe Beispiele für deine analytischen Fähigkeiten.
Dauer: Es werden langfristige Ziele, Verlässlichkeit und Stabilität betont. Dein Gegenüber spricht von festen Prozessen und einer beständigen Arbeitsweise mit Verfahrenhinweisen. Es gibt ein internes Wiki, Checklisten für alle Prozesse und Aufgaben werden vorausschauend geplant sowie E-Mails mit klarer Agenda und ausreichend Vorlaufzeit verfasst.
So reagierst du: Hebe deine Erfahrung in nachhaltiger Projektarbeit hervor und betone, wie wichtig dir langfristige Erfolge sind.
Wechsel: Dein Gesprächspartner ist offen, stellt viele kreative Fragen, z.B. „Zeichne dein Verständnis von Team oder Qualität ein ein Blatt Papier!“ und spricht über Veränderungen oder neue Herausforderungen im Unternehmen.
So reagierst du: Zeige, wie flexibel du bist und wie du kreative Lösungen in unvorhergesehenen Situationen findest (z.B. mittels Design Thinking).
Praktische Fragen für dein Vorstellungsgespräch
Nähe:
„Wie würden Sie die Zusammenarbeit im Team beschreiben?“
„Wie wird im Team mit Konflikten umgegangen?“
„Gibt es regelmäßige Team-Building-Aktivitäten oder informelle Treffen?
Distanz:
„Welche Freiräume gibt es für eigenständiges Arbeiten?
„Wie hoch ist der Anteil an eigenverantwortlichen Projekten in dieser Position?“
„Welche Kommunikationswege werden bevorzugt, um Informationen zu teilen?“
„Inwiefern gibt es klare Strukturen für die Aufgabenverteilung?“
Dauer: „Wie sieht die langfristige Planung in Ihrer Abteilung aus?“
„Wie werden Prozesse dokumentiert oder nachhaltig optimiert?“
„Gibt es Möglichkeiten, über einen längeren Zeitraum an einem großen Projekt zu arbeiten?“
Wechsel:
„Wie geht das Team mit Veränderungen und neuen Projekten um?“
„Wie wird im Unternehmen mit kurzfristigen Herausforderungen umgegangen?“
„Welche Chancen gibt es, in verschiedene Abteilungen oder Projekte hineinzuschnuppern?“
„Wie schnell können neue Ideen oder Ansätze umgesetzt werden?“
Diese Fragen helfen dir nicht nur, mehr über die Unternehmenskultur zu erfahren, sondern zeigen auch, dass du dich wirklich für die Position und das Team interessierst.
Vorstellungsgespräch meistern: Wie du als Nähe-Typ professionell auftrittst
Praxisbeispiel aus dem Coaching:
Anna ist eine engagierte Bewerberin, die im Vorstellungsgespräch durch ihre empathische und teamorientierte Art überzeugen möchte. Im Karriere-Coaching zur Gesprächsvorbereitung fällt auf, dass sie stark in der Nähe-Dimension verankert ist: Sie spricht viel über Zwischenmenschlichs, betont die Zusammenarbeit und stellt persönliche Fragen. Doch während des Coachings merkt sie, dass sie manchmal Schwierigkeiten hat, eine professionelle Distanz zu wahren.
Sie bringt ein Beispiel aus einer früheren Bewerbungssituation ein: Anna wurde nach ihrer Arbeitsweise gefragt und sprach ausführlich über ihre gute und freundschaftliche Zusammenarbeit. Die Gesprächspartnerin reagierten freundlich, wechselten aber schnell zu sachlichen Fragen. Im Nachgang erkannte Anna, dass sie sich stärker auf ihre fachliche Kompetenz hätte fokussieren sollen.
In der Coachingsitzung erarbeiten Anna und ich das Werte- & Entwicklungsquadrat für ihren Nähe-Typ: Sie lernt, ihre Nähe-Stärke gezielt einzusetzen, ohne aufdringlich oder zu geschwätzig zu wirken. Gleichzeitig entwickelt sie mehr Bewusstsein für den Wert von professioneller Distanz. Sie übt Formulierungen, die ihre soziale Kompetenz unterstreichen, aber auch ihre Eigenständigkeit und ihre persönliche Leistung betonen, z. B.:
„Mir ist eine gute Teamdynamik wichtig. Gleichzeitig kann ich auch sehr strukturiert und eigenständig arbeiten, insbesondere wenn es um analytische Aufgaben oder eigenverantwortliche Projekte geht.“
Durch dieses Gleichgewicht wirkt sie im Gespräch authentisch, aber auch professionell reflektiert.

Zusammenfassung und abschließende Tipps
- Bleibe authentisch und betone deine Stärken. Achte jedoch darauf, ein gesundes Gleichgewicht zwischen deinen Stärken zu finden. Zu viel des Guten kann manchmal unvorteilhaft wirken. Hier kommt das Werte- und Entwicklungsquadrat von Schulz von Thun ins Spiel: Jede Tugend sollte von einer passenden Schwestertugend begleitet werden, um im Gleichgewicht zu bleiben. Zum Beispiel können Selbstbewusstsein und Bescheidenheit oder Zielstrebigkeit und Flexibilität sich gegenseitig ergänzen und ausbalancieren. Dieses Gleichgewicht macht dich nicht nur authentischer, sondern auch vielseitiger und anpassungsfähiger – genau das, was in einem Bewerbungsgespräch einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
- Nutze die Erkenntnisse aus dem Riemann-Thomann-Test, um deine Persönlichkeit gezielt einzusetzen. Sei jedoch auch reflektiert und kenne die „Schattenseiten“ einer einseitigen Überbetonung nur einer Dimension der Persönlichkeit. Für deine professionelle Rolle brauchst du auf allen Achsen Handwerkszeug, damit du bei Bedarf die Sprache deines Gegenübers sprechen kannst. Dieses Gleichgewicht ermöglicht dir, flexibel und effektiv auf unterschiedliche Anforderungen einzugehen.
- Bereite dich auf dein Gespräch mit praktischen Fragen und der richtigen Strategie vor, um den perfekten Job zu finden.
Fühlst du dich noch unsicher, welcher Bewerbungstyp du bist, und fragst dich, wie du dich im Vorstellungsgespräch perfekt präsentieren kannst?
Als Karrierecoach unterstütze ich dich dabei, deine Stärken herauszuarbeiten, deine Persönlichkeit authentisch zu präsentieren und dein Gegenüber optimal einzuschätzen. Gemeinsam erarbeiten wir eine Strategie, die dich selbstbewusst und gut vorbereitet ins Gespräch gehen lässt.
Kontaktiere mich, um dich individuell beraten zu lassen und deinem Wunschjob einen Schritt näherzukommen.